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Meditation zum Monatsspruch November

Dorothea Frank

31. Okt. 2024

Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt. (2. Petrus 2,13)

Worauf warten wir und warten wir überhaupt noch? Natürlich warten wir. Auf den Bus, auf den Termin beim Arzt, auf den Besuch unserer Kinder…

Aber haben wir auch eine Erwartung in Bezug auf die Zukunft Gottes mit der Welt und uns Menschen? Das berührt ein nicht einfaches Feld unseres Glaubens. Die Bibel und die Worte Jesu vermitteln Orientierung, Trost und Vertrauen für unseren Weg durchs Leben. Aber die Frage nach unserer Hoffnung, also was wir erwarten, auf was wir zugehen am Ende der Zeit, ist eine heikle und sehr persönliche Sache. Die Theologie kümmert sich um diese Fragen unter dem Thema Eschatologie, d.h. die Lehre von den letzten Dingen.

Die Situation der Welt, so wie wir sie zurzeit erleben, mit der alles dominierenden Realität von Krieg und Ungerechtigkeit, widerspricht der Vision einer gerechten Zukunft. Deshalb empfinden viele Menschen diese Worte als Vertröstung. Und das umso stärker, wenn sie unter warten eine passive Haltung verstehen, abwarten und nichts tun können, außer ohnmächtig in den Himmel schauen, bis von dort sich die neue Welt Gottes ohne menschliches Zutun herabsenkt. Bis jetzt ist da aber nichts zu sehen.

Einer sagte: Warten ist eine große Tat. Warten und Handeln, jetzt schon das uns Mögliche tun, um Gerechtigkeit in der Welt zu pflanzen, unter Staaten und Kulturen und Religionen, unter den Menschen, die mit mir leben. Für Menschen, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen und dabei oft wenig Erfolg erleben, könnten diese Worte eine Ermutigung sein: Bleibt eurer Sache treu. Es ist nicht umsonst. Ihr seid Vorboten der neuen Welt. Lasst euch nicht entmutigen und verbittern. Ihr seid nicht unrealistische Träumerinnen. Ihr seid Menschen, die schon heute die Vision der Zukunft Gottes in sich tragen und entsprechend handeln. In diesem Sinne ist der Monatsspruch November keine Vertröstung, sondern eine Ermutigung, das uns Mögliche zu tun und auf die Vollendung durch Gott zu warten. Wie sie kommt, ich weiß es nicht. Aber ich will daran festhalten, dass der den Anfang gesetzt hat, auch das Ende bestimmt.  Um diese Hoffnung lebendig zu halten, brauche ich die Gemeinschaft von Menschen, die diese Hoffnung mit mir teilen, brauche ich Lieder und Gebete, brauche ich euch.

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